Hunde sind Rudeltiere. Wenn es nach ihnen ginge, wären sie nie alleine.
Die Realität ist aber für viele Hunde, dass sie manchmal alleine bleiben müssen.
Hier geht es nicht um regelmäßige, stundenlange Alleinzeiten. Wer Vollzeit arbeitet und seinen Hund nicht mitnehmen kann, muss eine Betreuung organisieren.
Hier geht es darum, dass der Hund nicht mit in Geschäfte darf, nicht mit zum Arzt, ins Krankenhaus, zu manchen Terminen und Besuchen.
Oft ist es dann besser, wenn der Hund zuhause bleibt, als im Auto, wo es unter Umständen zu heiß oder auch mal zu kalt werden kann.
Wenn man versteht, was Alleine bleiben für den Hund bedeutet, kann man einfach richtig handeln. Der Hund muss und kann lernen, für eine begrenzte Zeit alleine zu bleiben.
Inhalt
- Was bedeutet Allein bleiben für den Hund?
- Was kann der Hund lernen, so dass Allein bleiben nicht mehr schlimm ist?
- Wie kann der Hund das Allein bleiben lernen?
- Wie lange kann man den Hund alleine lassen, welche Zeiten sind realistisch?
- Wie kann man dem Hund helfen, das Alleinsein möglichst gut zu überstehen?
- Wie erkennt man die ersten Anzeichen für Stress beim Alleine bleiben?
- Sicherheit zu Hause herstellen
- Zwei grundlegende Hilfsmittel, die das Alleinsein erleichtern
- Der Einstieg in das Alleinbleiben-Training
- Häufige Fragen kurz beantwortet
- Fazit und nächste Schritte
Was bedeutet Allein bleiben für den Hund?
Es lässt sich nicht immer vermeiden. Viele Hundehalter müssen ihren Hund zeitweise alleine lassen.
Ohne Vorbereitung ist das für den Hund eine enorm stressige Situation. Sein Verhalten führt dann oft zu Stress auf beiden Seiten.
Wenn der Hund nicht weiß, ob sein Mensch zurückkommt, bricht für ihn die Welt zusammen. Und so verhält er sich dann auch. Das hat nichts mit Ungehorsam zu tun.
Mit der richtigen Vorbereitung kann man das aber vermeiden, kann man dem Hund die Sicherheit geben, dass man zurückkommen wird. Und man kann ihm die Zeit, die er alleine verbringen muss, so angenehm wie möglich machen.
Was kann der Hund lernen, so dass Allein bleiben nicht mehr schlimm ist?
Der Hund muss nicht lernen, die unangenehme Situation irgendwie auszuhalten. Er braucht auch kein Bespaßungs- oder Ablenkungsprogramm.
Der Hund braucht das Wissen, dass sich eine Situation nach immer gleichen Regeln wiederholt. Dass er sich darauf verlassen kann, dass sein Mensch zurückkommt.
Dass seine Aufgabe in der Zwischenzeit ist, ruhig und entspannt auf seinem Platz zu liegen, sein Kauspielzeug zu benagen oder andere Dinge zu tun, die er für diese Situation gelernt hat.
Wie kann der Hund das Allein bleiben lernen?
Am Anfang steht die Verlässlichkeit des Menschen. Der muss tatsächlich vorhersagbar, mit Sicherheit, zurückkommen. In einer Zeitspanne, die der Hund überblicken kann.
Es kann also sein, dass der Mensch lernen muss, verlässlich zu sein. Denn das ist für den Hund wirklich existenziell wichtig.
Aber auch, wenn der Mensch objektiv verlässlich ist, bedeutet das nicht automatisch, dass der Hund das auch weiß. Der Hund versteht zum Beispiel nicht, was eine halbe Stunde ist, dass das eine kurze Zeitspanne ist.
Der Hund muss nicht lernen, was eine halbe Stunde ist, aber er muss immer wieder die Erfahrung machen, dass sein Mensch zurückkommt, und dass das nichts Besonderes ist, sondern selbstverständlich.
Damit er das lernt, übt man es, in kleinen Schritten. Zuerst bleibt man nur kurz weg, so dass der Hund gar keine Zeit hat, darüber in Stress zu geraten. Dann verlängert man diese Zeit nach und nach.
Wie lange kann man den Hund alleine lassen, welche Zeiten sind realistisch?
Welpen und junge Hunde kann man im Allgemeinen nur für Minuten alleine lassen. Nach einigem Üben kann man mal den Müll raustragen, während der Hund in der Wohnung bleibt. Mit kontinuierlichem Üben werden diese Zeiten immer länger.
Ausgewachsene Hunde, die gelernt haben, dass sie sich auf ihre Menschen verlassen können, können bis zu drei bis vier Stunden alleine bleiben. Die exakte Zeitdauer ist dabei natürlich je nach Hund unterschiedlich.
Für längere Zeitdauern sollte man eine Betreuung für den Hund organisieren, egal, ob das ein Hundesitter oder eine Hundepension ist. Denn der Hund hat nicht nur emotionale Bedürfnisse, er muss auch schlicht mal raus.
Wenn zwischendurch jemand, den der Hund kennt, mal mit ihm rausgeht, kann man die Allein-Zeiten auch mal verlängern. Die Regel sollte das aber nicht sein.
Dass der Hund mal raus muss, ist auch der Grund, warum die Zeiten, für die man ihn alleine lassen kann, wieder kürzer werden, wenn der Hund alt wird.
Als Grundregel kann man sagen: Wenn der Hund die ganze Zeit entspannt auf seinem Platz gelegen hat, dann war es in Ordnung.
Wenn er dagegen hechelt, jault, an der Tür kratzt, die Wohnung zerlegt oder uriniert, dann war es zu lange. Egal, wie kurz oder lang die Zeit objektiv war.
Mit Üben verlängert man die Zeitdauer, die der Hund entspannt alleine bleiben kann.
Wie kann man dem Hund helfen, das Alleinsein möglichst gut zu überstehen?
Der Hund braucht das Gefühl von Sicherheit, dass sein Mensch zurückkommt, aber auch, dass er dort, wo er ist, sicher ist.
Dieses Gefühl von Sicherheit hat natürlich auch mit der Umgebung zu tun. Wenn der Hund in seiner vertrauten Wohnung bleiben kann, ist das besser, als wenn er an einem unbekannten Ort ausharren muss.
Aber auch zu Hause lohnt es sich, es dem Hund so angenehm wie möglich zu machen.
Möglichst wenig Ablenkung, möglichst wenig Lärm, kein Fernseher oder ähnliches, kein grelles Licht, Klingel ausschalten, das schafft schon mal eine günstige Atmosphäre.
Wenn der Hund dazu sein vertrautes Hundebett hat, vielleicht noch sein Kuscheltier, dann ist für sein emotionales Wohlbefinden schon viel getan. Die Entspannung fällt dann leichter.
Wie erkennt man die ersten Anzeichen für Stress beim Alleine bleiben?
Während man mit dem Hund das alleine bleiben übt, sollte man immer in einem Bereich bleiben, in dem der Hund entspannt ist.
Man sollte also ständig darauf achten, ob das immer noch der Fall ist. Wenn der Hund hechelt, zittert, speichelt, wenn die Pupillen groß werden oder wenn die Erleichterung und Freude beim Zurückkommen überwältigend sind, dann war es zumindest tendenziell zu lange.
Wenn der Hund unruhig umher läuft, jault, an der Tür kratzt oder das Sofa zerlegt, dann war er vermutlich schon viel zu lange alleine, hat den Stress einfach nicht mehr ausgehalten.
Solche Situationen sollte man wirklich vermeiden, so lange sollte man den Hund nicht alleine lassen.
Wenn man den Hund beim Üben ein bisschen zu lange alleine gelassen hat, dann sollte man danach wieder mit etwas kürzeren Alleinzeiten weiter üben. Bis er sich wieder sicher fühlt.
Wenn es passiert ist, dass man den Hund viel zu lange alleine gelassen hat, dann muss man mit dem Vertrauensaufbau wieder ganz klein anfangen, mit ganz kurzen Alleinzeiten.
Sicherheit zu Hause herstellen
Der Hund soll die Alleinzeit ruhig und entspannt verbringen. Er braucht also keinen Input, keine Anregung. Je weniger Reize auf ihn einwirken, umso besser.
Der Ruheplatz sollte immer an derselben Stelle sein, er sollte entspannungsfördernd und stressreduzierend sein. Ein bequemes Hundebett, vielleicht eine Hundehöhle, mit dem vertrauten Geruch, auch nach seinen Lieblingsmenschen, dazu sein vertrautes Kuscheltier, ein Napf mit frischem Wasser.
Das ist eigentlich alles, was der Hund braucht. Falls doch mal egal was den Hund stört, sollte man vorsorglich Kabel, giftige Pflanzen, wackelige Gegenstände aus seinem Bereich entfernen.
Es reicht, wenn der Hund ein Zimmer zur Verfügung hat, nicht die ganze Wohnung. Je nach Grundriss der Wohnung kann ein Absperrgitter den Bereich begrenzen, der dem Hund zugänglich ist.
Fenster und Türen sind geschlossen, und falls der Hund Türen öffnen kann, sind sie auch gesichert. Man möchte nicht nach Hause kommen und der Hund ist nicht mehr da.
Vor allem ist das Arrangement immer gleich. Es ist vorhersagbar, es zeigt an, dass der Mensch jetzt weggeht, aber auch, und das ist viel wichtiger, dass der Mensch wiederkommen wird.
Diese Vorhersagbarkeit trägt dazu bei, dass der Hund sich entspannen kann.
Zwei grundlegende Hilfsmittel, die das Alleinsein erleichtern
Jeder Hund sollte sein Hundebett oder zumindest seine Decke haben. Wenn der Hund alleine bleiben soll, haben sich darüber hinaus aber superflauschige Betten bewährt, in denen der Hund quasi versinken kann.
Das simuliert das Kontaktliegen, das Hunde im Rudel machen, es wirkt entspannend, es gibt Sicherheit, und erleichtert dadurch das Alleine bleiben.

Alternativ gibt es, vor allem für kleinere Hunde, auch Höhlenbetten. Das sind Hundebetten mit Decke, in denen sich der Hund verkriechen kann. Das kann ihm ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit geben.

Dieses Hundebett, dieser Hundeplatz ist grundsätzlich für Schlafen und Entspannung reserviert. Dort finden keine wilden Spiele statt. So verbindet der Hund diesen Ort mit Ruhe und Schlafen. Wenn man ihn dorthin schickt, wird er also genau das tun.
Je nach Grundriss der Wohnung kann ein Absperrgitter den möglichen Input, der auf den Hund einwirkt, nochmal reduzieren. Es reicht aus, wenn er ein Zimmer, oder eine Etage zur Verfügung hat. Das reduziert mögliche Gefahrenquellen, auch Möglichkeiten, in Stress zu geraten.

Beim Alleinsein-Training kann man dann damit anfangen, dass der Hund hinter dem Absperrgitter alleine bleibt, zuerst noch mit Sichtkontakt zu seinem Menschen.
Langfristig ist eine Tür, die man tatsächlich schließen kann, besser. Aber eben nicht in jeder Wohnung möglich.
Der Einstieg in das Alleinbleiben-Training
Das Alleinbleiben Training funktioniert am besten nach dem Spaziergang, wenn der Hund ausgepowert, müde und zufrieden ist.
Führe oder schicke ihn zu seinem Hundebett, und wenn er entspannt dort liegt, verlasse den Raum und schließe die Tür. Öffne die Tür sofort wieder, bevor der Hund irgendwelche Stressanzeichen zeigen konnte. Beachte ihn gar nicht, lobe ihn nicht, mach einfach, was du sowieso gerade machen wolltest.
Wenn der Hund entspannt geblieben ist (bei der kurzen Zeit sehr wahrscheinlich), dann kannst du beim nächsten Versuch ein paar Sekunden länger draußen bleiben, bevor du die Tür wieder öffnest.
Du kannst mehrere solche Durchgänge an einem Tag machen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass der Hund niemals Stressanzeichen zeigt. Es wird jetzt normal für ihn, dass für kurze Zeit die geschlossene Tür zwischen euch ist.
Bei Stressanzeichen machst du eine Pause, und fängst danach wieder mit kurzen Trennungszeiten an.
Lobe oder belohne deinen Hund nicht, verabschiede dich nicht, begrüße ihn am besten gar nicht. Das ist alles Routine.
Am zweiten Tag kannst du dann für ganze Minuten vor der Tür bleiben. Beim ersten Übungs-Durchgang eine Minute, wenn alles gut geht, dann zwei Minuten, dann drei, vielleicht kannst du sogar bis zu fünf Minuten steigern. Wenn nicht, ist das aber auch ok.
Am dritten Tag fängst du mit einer Abwesenheits-Zeit an, die etwas kürzer ist als das Maximum, das ihr am zweiten Tag erreicht hattet. Dann steigerst du wieder minutenweise, aber immer nur dann, wenn keine Stressanzeichen zu bemerken sind.
Ziel ist zunächst nicht, dass der Hund möglichst lange alleine bleibt, sondern dass er die Trennung als völlig normale Routine erfährt, die keine weitere Aktion erfordert.
Je nachdem, wie jung oder alt dein Hund ist, welches Temperament er hat, welche Erfahrungen er im Leben schon gemacht hat, kann es unterschiedlich lange dauern, bis man eine Trennungszeit von 10 Minuten erreicht.
Nicht verbissen üben, sondern jeden Tag ein paar Wiederholungen, in unregelmäßigen Abständen.
Wenn du Stress hast, weil der Hund für deinen Geschmack nicht schnell genug lernt, dann wird sich das auf ihn übertragen, es wird noch länger dauern. Man fängt also am besten möglichst früh mit dem Training an, nicht erst dann, wenn er es schon morgen können muss.
Häufige Fragen kurz beantwortet
Wie lange kann ein Hund alleine bleiben?
Das hängt von Alter, Gesundheit und Training ab. Am Anfang sind Minuten realistisch, bei Routine maximal drei bis vier Stunden. Wenn es länger sein muss, braucht man eine Betreuung.
Muss man eine Hunde-Kamera haben?
Nein. Sie hilft dabei, zu sehen, was der Hund macht, während man woanders ist. Man sollte nicht über die Kamera mit dem Hund reden. Es sei denn, es bahnt sich gerade eine Katastrophe an.
Bringen Pheromon-Stecker etwas?
Das kann sein. Bei manchen Hunden hilft das, bei anderen überhaupt nicht. Die Wirkung ist individuell und ersetzt nicht das Training. Man kann es ausprobieren, wenn man möchte.
Braucht der Hund Futter?
Nein. Wasser sollte immer zugänglich sein, aber Futter kann er dann bekommen, wenn er es immer bekommt. Manche Beschäftigungen können sinnvoll sein, sie können eventuell auch Futter/Leckerlis beinhalten, aber Ablenkung durch Futter ist der falsche Denkansatz.
Fazit und nächste Schritte
Beim Alleinbleiben geht es um Entspannung, um das Gelassen Bleiben. Der Hund braucht eine verlässliche Routine, er muss wissen, dass sein Mensch zurückkommt.
Durch Üben lernt der Hund, dass ihm nichts passiert, dass alles so ist, wie es sein soll, auch wenn er mal alleine ist.
Die nächsten Übungsschritte sollten beinhalten, dass man tatsächlich ohne den Hund das Haus verlässt und die Routine, mit der man das einleitet.
Darum geht es in Teil 2 dieser Artikelserie: So bleibt dein Hund gelassen alleine: Routine vor dem Weggehen in 5 Schritten