Frau Kurz – eine ältere Dame – wurde bettlägerig.
Daher konnte sie mit ihrem Schäferhund Dex nicht mehr aus der Wohnung gehen.
Eine Nachbarin übernahm eine Zeitlang die Aufgaben.
Da der Gesundheitszustand von Frau Kurz sich nicht besserte, musste Dex ins Tierheim.
Er kam in einen Zwinger, wo sich über 50 große Hunde befanden. Auch ca. 20 Schäferhunde waren
da. Er wurde von allen Hunden freundlich begrüßt.
Die Hunde fragten ihn gleich, warum er ins Tierheim musste. Er erzählte von seinem Leben mit
seinem Frauchen und es eine wunderschöne Zeit für ihn war.
Auch die anderen Hunde erzählten ihm ihre Vorgeschichte. Es waren viele „Ausländer“ dabei, aus
Spanien, Portugal, Rumänien, Serbien usw.
Dex wusste nicht, was ein Tierheim ist und fragte daher bei den Hunden nach. Eine deutsche Dogge
– Alex – meldete sich, er war wohl der Chef in dieser Gruppe.
„Wir warten hier auf unsere neuen Besitzer. Siehst du wie die Menschen alle uns anglotzen? Dann
wird entschieden welchen Hund sie von uns haben wollen.“
„Viele Blicke sind ja furchtbar“, meinte Dex.
„Ja, es ist schlimm, wir können uns nicht unsere neuen Besitzer aussuchen und wissen nicht wo
unser Zuhause sein wird. Vielleicht kommt einer von uns – wenn er Glück hat – in eine liebe
Familie.
Es kann auch sein, dass er als Wachhund an eine Kette gebunden wird oder tagsüber im Keller lebt
und nachts ein Lokal bewachen muss.
Ich habe von Hunden, die wieder zurückgegeben wurden schon die schlimmsten Geschichten
gehört. Einen Rat gebe ich dir, wenn dich Menschen ganz genau anschauen und sie dir nicht
gefallen,
geh einfach vom Zaun zurück in die Mitte des Zwingers. Siehst du aber Menschen mit ehrlichen,
treuen Augen so mach dich bemerkbar und wedle mit deinem Schwanz und schaue ganz traurig.“
Nun meldete sich ein Ausländer – eine Mischung zwischen Bernhardiner und Schäferhund – : „Ich
muss aber eins sagen, dass es uns hier nicht schlecht geht.
In meinem Heimatland werden die Tiere im Tierheim nur einen Monat aufgenommen. Sind sie
dann nicht vermittelt, so werden sie getötet.
Schau mal Josef dort drüben, der ist schon 6 Monate hier. Da er auf einem Auge blind ist, will ihn
niemand haben, obwohl er früher bei der Polizei seine Dienste geleistet hat.
Wir alle können nur hoffen zu guten Familien zu kommen.“
Für Dex war es ein außergewöhnlicher seltsamer Tag. Am Morgen lag er noch gemütlich bei seinem
Frauchen auf dem Sofa und jetzt war er ein Ausstellungshund, der von Menschen angegafft wurde.
So schnell kann sich das Leben ändern.
„Dex komm mal her, ich will dir noch was mitteilen“, sagte Alex. Einmal am Tag werden wir von
Mädchen oder Jungs eine Stunde spazieren geführt.
Benimm dich dabei gut, ansonsten wirst du nicht mehr mitgenommen.“
Am späten Nachmittag kamen dann einige Jungs, um mit den Hunden spazieren zu gehen.
„Peter du nimmst den Neuen, er heißt Dex. Wir kennen ihn noch nicht, er wurde erst heute
eingeliefert und wir wissen nicht, wie er an der Leine laufen kann.
Du hast ja viel Erfahrung und bist stark, sodass du mit ihm bestimmt zurechtkommst,“ sagte der
Tierpfleger.
Dex bekam eine kurze Leine und schon dröhnte der Befehl „Fuß!“. Er erschrak richtig, so hatte ihn
sein Frauchen noch nie angeschrien und blieb vor Schreck stehen.
Schon wieder kam der Befehl „Fuß“ und Dex ging nun ganz vorsichtig neben dem Jungen her. Er
war ja lange in der Hundeschule gewesen und kannte alle Befehle.
Als er wieder zum Zwinger zurückgebracht wurde, sagte der Junge zu den anderen: „Dies ist ein
ganz toller dressierter Schäferhund, der lässt sich bestimmt leicht vermitteln.“
Dex konnte in der ersten Nacht nur schlecht schlafen. Es herrschte ein lautes Gebell und Jaulen der
Hunde. Immer wieder musste er an sein Frauchen denken. Sie fehlte ihm sehr.
Auch Frau Kurz konnte kaum schlafen ohne ihren Dex, der immer neben ihrem Bett schlief und
schnarchte. Nein dachte sie, ohne Dex möchte ich nicht mehr weiterleben.
Am nächsten Morgen versuchte sie einen der bekanntesten Heilpraktiker in der Stadt telefonisch zu
erreichen.
Da der Heilpraktiker nicht zu sprechen war, bat sie eine Mitarbeiterin um einen möglichst baldigen
Termin in ihrer Wohnung.
Der Termin wurde vereinbart, doch wurde ihr mitgeteilt, dass so ein Blitzbesuch nicht billig wäre.
Frau Kurz teilte nur mit: Wegen des Geldes brauchen sie sich keine Sorgen machen, mein Konto ist
sehr gut gefüllt.
Pünktlich um 17 Uhr kam der Heilpraktiker. Zuerst erschrak Frau Kurz wegen dem Outlook des
Heilpraktikers, der auch sogleich Arzt der Allgemeinmedizin war, wegen seiner sehr langen grauen
Haare.
Sie dachte, so muss Jesus ausgesehen haben.
Der Arzt ließ sich die bisherigen Untersuchungsergebnisse der behandelten Ärzte zeigen und
untersuchte dann Frau Kurz. Nach dem medizinischen Check sagte er: „Das bekommen wir wieder
hin, ich gebe Ihnen nun eine Spritze und morgen Vormittag sowie am Nachmittag noch eine. Jetzt
möchte ich sie noch massieren, dies wird auch morgen geschehen. Ich denke, dass sie in 2 Tagen
wieder laufen können.
Frau Kurz weinte vor Freude und überschwänglich und unkontrolliert fragte sie: „Sind Sie Jesus?“
„Nein, der bin ich nicht, aber man sagt mir überirdische Kräfte zu.“
Am nächsten Tag kam er wie besprochen zweimal wieder.
Nach der letzten Behandlung sagte er zu Frau Kurz: „So nun können Sie aufstehen.“
„Aber Herr Doktor, ich liege nun seit 4 Wochen im Bett und die Ärzte sagten zu mir, dass ich für
immer bettlägerig sein werde.“
Der Arzt sagte nochmals: „Stehen Sie bitte auf.“
Frau Kurz erhob sich. Ihre Beine berührten sanft den Teppichboden. Nun stand sie ganz gerade.
„Jetzt gehen Sie bitte ein paar Schritte.“
Sie tat dies wie befohlen und es gelang ihr ohne Schmerzen.
„Oh Gott, oh Gott, wer sind sie?“
„Dieser bin ich bestimmt nicht“, sagte er. „Aber es gibt Kräfte, die ich reaktivieren kann. Diese
Kräfte können irgendwo herkommen,
von einem anderen Menschen, von einem Tier, genau weiß ich es auch nicht. Aber diese Kräfte
existieren.“
Frau Kurz sagte nur: „Dex.“
Der Doktor verabschiedete sich und bat Frau Kurz in den nächsten Tagen in seiner Praxis die
Abrechnung vorzunehmen.
„Darf ich meinen Hund mitbringen?“
„Aber natürlich, jedes Lebewesen ist in meiner Praxis herzlich willkommen.“
Der zweite und dritte Tag war für Dex im Tierheim grauenvoll. Diese gaffenden Menschenblicke,
einfach furchtbar. Er dachte immer an sein Frauchen.
Wie konnte er ihr helfen, dass sie wieder gehen kann?
Da hörte er eine Stimme die sagte: Denke, denke immer an sie und gebe deine ganze geistige Kraft
ihr.
Was war das für eine Stimme? Kein Hund sprach zu ihm.
Daher dachte er ganz fest die ganzen zwei Tage an sie.
Am dritten Tag ganz früh am Morgen traute er seinen Augen nicht. Am Zaun stand sein Frauchen.
„Das ist mein Dex,“ sagte sie zu dem Tierpfleger, „den will ich wieder haben.“
Dex jaulte so vor Freude, dass alle Hunde zu ihm kamen und fragten was los wäre.
„Mein Frauchen ist wieder da und will mich abholen, ich kann es noch gar nicht glauben.“
Alex meinte: „Mein Hund, hast du ein Glück.“
Nach 10 Minuten wurde Dex von einem Tierpfleger zu Frau Kurz gebracht. Dex konnte sich vor
Freude gar nicht bändigen und warf sie fast um.
Beide verließen gemeinsam das Tierheim. Mit dem einem Taxi fuhr man heim und nach einer
Stunde lag Dex wieder auf seinem geliebten Sofa.
Später unternahm man noch als die Sonne unterging gemeinsam – wie früher – einen
Abendspaziergang.,