Gelesen: Kleiner Wegweiser für Hundehalter und alle die es werden wollen

Ein gut erzogener Hund - jeder kann das haben
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6 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Hunderatgeber gibt es wie Sand am Meer. Der angehende Hundehalter hat die Qual der Wahl. Dabei werden oft Fehler gemacht, denn viele Ratgeber beschränken sich auf einzelne Aspekte der Hundehaltung, die dann gründlich und von allen Seiten beleuchtet werden. Der Anfänger weiß aber noch garnicht, worauf es ankommt. Und bevor er einzelne Themen vertiefen kann, muss er sich erstmal einen Überblick verschaffen. Diesen Überblick liefert der kleine Wegweiser für Hundehalter von Andrea Menzel.

Auf 72 Seiten werden alle wichtigen Fragen rund um den Hund behandelt, zwar nicht umfassend, aber doch so, dass der angehende Hundehalter sich ein Bild von der Komplexität des Themas machen kann. Bevor man sich für einen Hund entscheidet, reicht es eben nicht aus, aus reich bebilderten Rassedarstellungen den schönsten Hund auszuwählen, man muss sich auch Gedanken machen, wie sich das Zusammenleben mit dem Tier in Zukunft gestalten wird.

Dieses Zusammenleben ist facettenreich. Andrea Menzel stellt alle diese Facetten vor. Das reicht von der Frage, wer welchen Hund halten kann oder sollte, und warum die Auswahl des Hundes nach dem Aussehen keine gute Idee ist. Bis zur Frage, was man tun sollte, wenn der Hund irgendwann am Ende seines Hundelebens angekommen ist.

Die Zeitspanne von der Anschaffung oder Adoption bis zum Ende des Hundelebens soll schließlich eine schöne Zeit für alle Beteiligten werden. Damit sie das tatsächlich wird, ist es wichtig, sich nicht auf die schönen Aspekte zu beschränken, sondern alle Aspekte des Zusammenlebens und der Eigenheiten des Hundes zu betrachten und ernst zu nehmen.

Dabei werden auch Zusammenhänge aufgezeigt, die für den Anfänger vielleicht nicht unbedingt offensichtlich sind. Zum Beispiel sollte man sich vor der Anschaffung über die Kommunikation der Hunde informieren, denn so einige Hunderassen sind zuchtbedingt in ihren Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt, was Verhaltens- und Erziehungsprobleme nach sich ziehen kann.

Hunderassen und ihre Eigenheiten

So ist es auch nicht sinnvoll, sich von vornherein auf eine bestimmte Hunderasse festzulegen und sich dann nur über die Haltung und die Eigenheiten dieser Rasse zu informieren.

Hunde und Menschen leben schon seit Tausenden von Jahren zusammen. In der Zeit hat der Mensch das Verhalten des Hundes geprägt und verändert, der aber trotzdem noch immer Wolf ist, wie seit Urzeiten. Das sollte man berücksichtigen. Auch sind die meisten Hunderassen nicht entstanden oder gezüchtet worden, weil die Hunde so schön aussehen, sondern damit sie für bestimmte Arbeiten besonders gut geeignet sind. Diese Eignung für bestimmte Arbeiten drückt sich beim Hund auch in einer Vorliebe für diese Tätigkeiten aus. Ein Herdenschutzhund wird immer seine Herde schützen wollen, ein Jagdhund wird immer jagen wollen. Auch wenn man mit Erziehung viel beeinflussen kann, kann man dem jeweiligen Hund nicht wirklich gerecht werden, wenn man keine Herde hat oder nicht zur Jagd geht. Man sollte also vernünftigerweise einen anderen Hund wählen.

Die Autorin des kleinen Wegweisers plädiert für diese Vernunft. Denn wenn der Hund nicht seiner Art gemäß gehalten werden kann, dann resultieren daraus Verhaltensauffälligkeiten und Probleme, die nicht sein müssen. Es gibt genug Hunde, die für die Anforderungen des Familienlebens hervorragend geeignet sind. Im kleinen Wegweiser werden die Gruppen und Sektionen der vom VDH anerkannten Hunderassen kurz vorgestellt, mit Hinweisen darauf, in welchen Abteilungen man eher familientaugliche Hunde finden kann und in welchen eher nicht (in manchen ganz sicher nicht!). Es ist sinnvoll, solche Hinweise ernst zu nehmen. Man kann einem spezialisierten Arbeitshund nicht gerecht werden, wenn man ihm die ihm gemäße Arbeit nicht anbieten kann.

Anforderungen an den Hundehalter

Wer einen Hund halten möchte, braucht Zeit, Geld und Platz. Wieviel von jedem, das kommt immer drauf an, aber ohne geht es nicht. Viele Probleme lassen sich vermeiden, wenn man diese Fragen von vornherein realistisch angeht und entsprechend einen passenden Hund auswählt. Wenn der Hund dann da ist, muss er beschäftigt, bewegt, gefordert, gepflegt, ernährt, beschützt und erzogen werden. Ganz schön viel Arbeit. Wieviel Arbeit genau, kommt eben auch wieder drauf an.

Wer der Versuchung widersteht, sich einen Modehund zuzulegen und stattdessen mit realistischer Voraussicht einen wirklich zu ihm passenden Hund auswählt, vermeidet dadurch schon die meisten Schwierigkeiten, mit denen viele Hundehalter zu kämpfen haben.

Wer sich dann eingehend mit den Bedürfnissen und Eigenheiten des Hundes beschäftigt und versucht, ihnen gerecht zu werden, wird einen tollen Hund haben.

Die Eigenheiten des Hundes und ihre Konsequenzen

Andrea Menzel zeigt auf, welche Konsequenzen aus den Eigenheiten des Hundes folgen und wie man ihnen gerecht wird. Körperbau des Hundes und Kommunikation unter Hunden hängen unmittelbar zusammen, weil Hunde eben hauptsächlich über Körpersprache kommunizieren. Im Wegweiser werden die einzelnen Körperteile und ihre Rolle bei der Kommunikation vorgestellt. Als Mensch und Hundehalter sollte man diese Körpersprache verstehen und lernen, sich dem Hund verständlich zu machen. Nur dann wird man in der Lage sein, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn zu einem angenehmen Zeitgenossen zu erziehen.

Hunde sind Rudeltiere. Das Wolfsrudel, aus dem sie stammen, ist hierarchisch organisiert. Und diese Hierarchie streben Hunde auch heute noch an. In ihrem Rudel, egal, ob es aus Menschen oder Hunden besteht, möchten sie eine klare Aufgabenteilung sehen. Wenn die in der Hierarchie höher stehenden Rudelmitglieder die dazu gehörenden Aufgaben nicht übernehmen, dann meint der Hund, er müsste das machen. Das setzt den Hund unter Stress, denn vieles kann er unter den heutigen Lebensbedingungen nicht leisten. Und es setzt die ganze Mensch-Hund Beziehung unter Stress, denn beide verhalten sich nicht so, wie der jeweils andere es erwartet. Es ist also wichtig, dem Hund die Hierarchie zu bieten, die er sucht. Er wird mit seiner untergeordneten Stellung zufrieden sein, wenn er denn weiß, wo er dran ist, wer die Verantwortung hat und die Entscheidungen trifft.

Im Wolfs- und Hunderudel leben natürlich immer mehrere Hunde. Es ist durchaus auch in der Familie möglich, mehrere Hunde zu halten. Das Buch geht kurz auch auf diese Frage ein. Mit zwei oder mehr Hunden verändert sich natürlich einiges, weil die Hunde ja auch untereinander in Beziehung stehen. Dadurch steht der Mensch für den Hund vielleicht nicht mehr ganz so im Mittelpunkt, was einige Konsequenzen nach sich zieht. Als Anfänger sollte man vielleicht erstmal mit einem Hund beginnen und dann erst weitersehen.

Darüber hinaus behandelt das Buch weitere Fragen zur Hundeauswahl, wie die, ob der Hund vom Züchter, aus dem Tierheim oder woher sonst der bessere Hund ist, ob Rüde oder Hündin, ob junger oder alter Hund, ob Rassehund oder Promenadenmischung. Auf alle diese Fragen gibt es naturgemäß keine eindeutigen Antworten, Hund und Mensch müssen am Ende zusammen passen.

Was tun als Neu-Hundehalter?

Bevor man das erste Mal zum Hundehalter wird, muss man über viele Fragen nachdenken, die Auswahl des richtigen Hundes ist nur eine davon. Viele Entscheidungen müssen getroffen werden, der kleine Wegweiser hilft dabei, die richtigen zu treffen, auf der Grundlage der heutigen Erkenntnisse über Hundehaltung, Hundeerziehung und Art und Wesen des Hundes.

Wie plant man den Einzug des neuen Hundes ins eigene Heim, wie entscheidend sind die ersten Tage des Zusammenlebens, was sollte man tun, um es für Hund und Mensch möglichst angenehm zu gestalten, was muss man kaufen und was nicht, wann sollte man mit der Erziehung beginnen, was muss der Hund lernen und wie stellt man es am besten an, dass er es tatsächlich lernt? Muss der Hund in die Hundeschule und wie findet man die richtige, wie gewöhnt man ihn an den Tierarzt und muss oder darf er kastriert werden?

Auf alle diese Fragen gibt es Antworten. Manches ist einfach, so wird die Frage nach der Kastration vom Tierschutzgesetz geregelt. Manches ist auch schwieriger. So unterliegen die Ansichten über die besten Methoden der Hundeerziehung einem stetigen Wandel.

Als Erziehungsberaterin für Hunde ist Andrea Menzel auf dem neuesten Wissensstand, sie erklärt und begründet, warum es am besten ist, Hunde gewaltfrei zu erziehen, mit positiver Verstärkung. Sie weiß. wie man sich geschickt die angeborenen Verhaltensweisen des Hundes zunutze macht. Sie erklärt an einfachen Beispielen, wie man die Grunderziehung des Hundes auf positive, gewaltfreie Art realisieren kann, zum Vorteil von Mensch und Hund.

Die Grunderziehung ist natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was ein Hund lernen kann. Aber es ist der Teil, den jeder Hund lernen sollte. Ob man daran anschließend weiter mit dem Hund übt und lernt, ihm immer weitere Kommandos und Aufgaben beibringt, kann man dann immer noch entscheiden, das ist nicht Thema des einführenden Wegweisers.

Hundeernährung

Andrea Menzel ist Ernährungsberaterin für Hunde. Entsprechend liegt ihr das Thema Ernährung am Herzen. Tatsächlich entscheidet die Ernährung oft über Gesundheit, Wohlbefinden und Krankheit des Hundes. Gut ernährte Hunde fühlen sich wohler, sehen besser aus und brauchen seltener zum Tierarzt. Aber was ist eine gute Hundeernährung? Ist es BARF, ist es Fertigfutter, woran kann man gutes Hundefutter erkennen, wie kann man es vielleicht auch selbst zubereiten? Das Buch gibt erste Anregungen und eine kleine Einführung in dieses große Thema, das eigentlich erst seit kurzer Zeit überhaupt als Thema wahrgenommen wird.

Der Platz in dem schmalen Ratgeber reicht natürlich nicht aus, um alle Themen umfassend darzustellen. Vieles wird nur angerissen, nur erwähnt. Aber für den Hundeanfänger oder den zukünftigen Hundehalter ist es erstmal wichtiger, sich einen Überblick zu verschaffen, als zum Experten für spezielle Themen zu werden. Dieser Überblick wird mit dem kleinen Wegweiser für Hundehalter und alle die es werden wollen geboten.

Über die Autorin

Andrea Menzel arbeitet als Ernährungs- und Erziehungsberaterin für Hunde. Sie hält selbst drei Hunde. Das Buch ist aus Ihrer Qualifikation und Erfahrung, aus ihren Interaktionen mit vielen unterschiedlichen Hunden und Hundehaltern entstanden. Leider scheint es nicht mehr erhältlich zu sein.

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Beitragsbild:Rohappy/Shutterstock