Definition: Was ist eine Hunderasse?

Jeder kennt ein paar Hunderassen. Tatsächlich gibt es hunderte davon. Und keine Einigkeit darüber, was genau nun eine Hunderasse ist. Der Versuch einer Definition.
Hunderassen - eine Auswahl an Rassehunden
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9 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Es gibt Hunde, von denen man genau weiß, welcher Hunderasse sie angehören. Es gibt Hunde, von denen man genau weiß, dass sie keiner Rasse angehören. Und dann gibt es noch Hunde, die etwas angehören, was bei genauerem Hinsehen gar keine Hunderasse ist.

Da stellt sich die Frage, was denn nun eigentlich eine Hunderasse ist.

Diese Frage ist dabei gar nicht so einfach zu beantworten. Denn obwohl irgendwie jeder weiß, was eine Hunderasse ist, gibt es keine feststehende Definition. Hier gibt es den Versuch einer Antwort.

Hunderassen und Rassehunde

Vereinfacht gesagt, gehören zwei Hunde dann derselben Hunderasse an, wenn aus ihrer Verpaarung ausschließlich Hunde derselben Rasse resultieren. Die Angehörigen der jeweiligen Hunderassen sind also Rassehunde. Das weiß jeder.

In der Praxis ist es natürlich sehr viel komplizierter, denn damit eine Hunderasse eine Hunderasse sein darf, muss sie von einem Zuchtverband anerkannt sein.

Historische Entwicklung

Etwa bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war alles viel einfacher. Über die Jahrtausende hatten sich die unterschiedlichsten Hunde entwickelt.

Sie unterschieden vor allem nach ihrer geografischen Herkunft und der damit einhergehenden Anpassung an verschiedene klimatische Verhältnisse und nach der Verwendung für die unterschiedlichsten Zwecke.

Dabei haben Menschen durchaus Einfluss darauf genommen, welche Hunde sich miteinander verpaaren durften, aber im Großen und Ganzen ließ man der Natur ihren Lauf.

Ein Dackel, ein Angehöriger einer anerkannten Hunderasse

Ein Dackel, Teckel oder Dachshund, eine von der FCI anerkannte Hunderasse.
Foto: nik174/Shutterstock

Ungefähr in der Mitte des 19. Jahrhunderts fingen Menschen an, in Wettbewerb miteinander zu treten, was die spezifische Leistungsfähigkeit und die Schönheit ihrer Hunde anging.

Die Hundezucht wurde jetzt systematischer betrieben, gezielte Verpaarungen deutlich gefördert.

Um sicher gehen zu können, dass die angestrebte Verpaarung auch den eigenen hohen Ansprüchen des Hundebesitzers genügen würde, wurden Vereine gebildet, die sich die Verbesserung der Eigenschaften ihrer Hunde zum Ziel setzten.

Die ersten Zuchtvereine entstanden. Man fing an, den Hunden Ahnentafeln auszustellen, damit jeder wissen konnte, was es mit den Vorfahren des jeweiligen Hundes auf sich gehabt hatte.

Die Zuchtvereine organisierten sich weiter in nationalen Hundezuchtverbänden, die sich wiederum zu einem großen Teil in der FCI (Federation Cynologique Internationale) zusammenschlossen.

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Der FCI wurde 1911 gegründet, war also die konsequente Folge einer sehr viel älteren Entwicklung.

Daneben gibt es auch heute noch Hundezuchtvereine und -verbände, die diesem großen Zusammenschluss nicht angehören.

Die Definition einer Hunderasse ist deshalb unter Umständen davon abhängig, welcher Verband oder Verein sie anerkannt oder eben nicht anerkannt hat. Man kann das durchaus verwirrend finden.

Heutige Situation

In der FCI sind derzeit 344 Hunderassen anerkannt. dazu kommen 12 mit einer vorläufigen Anerkennung, die also unter Umständen auch wieder aberkannt werden kann. Das ist bis jetzt für 14 Hunderassen passiert.

Die Durchnummerierung geht also zur Zeit bis 370.

Für Deutschland ist der Verband für das deutsche Hundewesen Mitglied im FCI. Damit sind alle Hunderassen, die der FCI anerkannt hat, auch in Deutschland anerkannt.

Für Österrreich gibt es den Österreichischen Kynologenverband, in der Schweiz die Schweizerische Kynologische Gesellschaft.

Innerhalb und außerhalb der FCI gibt es in fast allen Ländern entsprechende Vereine oder Verbände.

Wenn eine Rasse mit vorläufiger Anerkennung endgültig in die Liste der anerkannten Hunderassen aufgenommen wird, steigt die Zahl der Hunderassen nach FCI-Standard.

Deshalb kann man so viele unterschiedliche Zahlen für die Anzahl der Hunderassen lesen, es ändert sich immer mal wieder.

Nicht alle Länder sind Mitglied im FCI. Ausnahmen gibt es vor allem in Nordamerika, in England und in Afrika.

Ein Neufundländer, eine von der FCI anerkannte Hunderasse

Ein Neufundländer ist ein anerkannter Rassehund.
Foto: slowmotiongli/Shutterstock

In Nordamerika und in England, also Ländern, die nicht der FCI angehören, sind von den dortigen Kennel-Clubs ebenfalls eine große Zahl von Hunderassen anerkannt.

Das sind zum Teil die gleichen wie in der FCI, zum Teil andere, zum Teil mit übereinstimmenden Rassebeschreibungen, zum Teil mit abweichenden Beschreibungen. Die Verwirrung ist ziemlich perfekt.

Für andere Länder, die nicht FCI-Mitglied sind, gilt unter Umständen das Gleiche.

Eine Rasse kann also in einem Land anerkannt sein, in einem anderen nicht. Oder sie ist in zwei oder mehr Ländern anerkannt, aber mit unterschiedlichen Rassebeschreibungen.

Entstehung und Anerkennung von Hunderassen

Damit eine neue Hunderasse zu einer anerkannten Rasse wird, muss sie zunächst für einige Zeit existieren, bevor sie überhaupt überprüft werden kann.

Daraus folgt, dass die Anzahl der Hunderassen naturgemäß größer sein muss als die Zahl der anerkannten Hunderassen, sonst könnte es keine Weiterentwicklung und Entstehung neuer Rassen geben.

Die Antwort auf die Frage, was denn nun eine Hunderasse ist, wird dadurch natürlich nicht einfacher.

Anerkannte Hunderassen

Eine Hunderasse ist also eine Gruppe von Hunden, die einem Rassestandard entsprechen. Aus Verpaarungen dieser Hunde entstehen wieder Hunde, die dem Rassestandard entsprechen.

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Die Hunde sind sich auch genetisch ähnlich.

So ein Rassestandard muss von der FCI (oder einem anderen nationalen Rassehundeverband) abgesegnet sein.

Es muss Prüfungen geben, in denen festgestellt wird, ob ein Hund den Anforderungen genügt und zur Zucht zugelassen werden darf oder eben nicht.

Eine Hunderasse ist also sehr viel mehr als nur eine Gruppe von Hunden mit ähnlichem Aussehen und ähnlichen Fähigkeiten und Eigenschaften.

Zu einer Hunderasse gehört eine Gruppe von Menschen, die sich die Zucht und Verbesserung der jeweiligen Rasse zum Ziel gesetzt haben.

Es gehört eine Rassebeschreibung dazu, in der auch die Zuchtziele, die angestrebten Verbesserungen der Rasse, festgehalten sind.

Es gehören anerkannte Zwinger, Zuchtverbände, Wettkämpfe und Ausstellungen mit Wettkampf- und Schönheitsrichtern dazu.

Für manche Rassen sind auch heute noch Arbeitsprüfungen vorgesehen. Die Hunde müssen also nicht nur aussehen, sie müssen auch etwas leisten, um als zur jeweiligen Rasse gehörig anerkannt zu sein.

Schließlich sollen die Schönsten und Besten für das Weiterbestehen der Rasse sorgen.

Weiterentwicklung der Hunderassen

Was eine Hunderasse ist, ist also in den jeweiligen Rassestandards festgeschrieben. Allerdings ist das, was dort steht, ein Idealbild.

Es ist das Zuchtziel, dem die jeweiligen Rassehunde möglichst in jeder Generation besser entsprechen sollen. Die Hunderassen verändern sich also, hoffentlich zum Besseren.

Dabei kommt es vor, dass sich Zuchtziele als unvorteilhaft erweisen. Zum Beispiel entspricht ein Mops umso besser dem Rassestandard, je kürzer seine Schnauze ist.

Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte sind die Schnauzen der Möpse also immer kürzer geworden. Sie entsprechen immer besser dem Rassestandard. Allerdings haben sie dadurch gravierende gesundheitliche Einschränkungen.

Die Hunderasse hat sich also mit der Zeit verändert, aber definitiv nicht zum Besseren.

Jahrzehntelange Inzucht erweist sich auf Dauer als doch nicht so vorteilhaft.

Ähnliche Entwicklungen sind für viele Hunderassen beobachtbar. Der Ruf nach Veränderung wird lauter.

Ganz allgemein kann man festhalten, dass eine Hunderasse, obwohl in einem Regelwerk bis ins Kleinste festgeschrieben, trotzdem nicht statisch ist.

Und wenn ein Hund kein Rassehund ist?

Trotz der großen Zahl an Hunderassen gibt es immer noch Hunde, die keiner Rasse angehören. Das hat verschiedene Gründe.

Zum einen sind nur die Nachkommen von zur Zucht zugelassenen Hunden ebenfalls Rassehunde. Nicht jeder Hund wird zur Zucht zugelassen, hat aber unter Umständen trotzdem Nachkommen.

Auch wenn diese nicht vom Rassestandard zu unterscheiden sind, sind sie trotzdem Mischlingshunde. Denn sie entsprechen nicht den hohen Ansprüchen des Regelwerkes.

Ob man das gut findet, spielt dabei keine Rolle.

Denn zur Definition der jeweiligen Hunderasse gehört eben, dass alle Angehörigen dieser Rasse von zur Zucht zugelassenen Elterntieren abstammen.

Sie müssen also die jeweiligen Prüfungen bestanden haben, in allen Punkten der Rassebeschreibung. Nur dann entsprechen sie der Definition. Nur dann bekommen ihre Nachkommen die Papiere, die die Reinrassigkeit bestätigen.

Mischlingshunde

Jeder Hund, der kein Rassehund ist, ist ein Mischlingshund. Das ist eine Definition.

Umgangsprachlich versteht man unter einem Mischlingshund allerdings meistens Hunde, deren Eltern verschiedenen Hunderassen angehören, oder eben auch gar keinen.

Jeder Hund ohne Stammbaum und ohne Ahnentafel ist ein Mischlingshund. Also auch, wenn die Elterntiere nicht bekannt sind, sind die Nachkommen automatisch Mischlinge.

Wann immer der Zuchtverband keine Papiere ausstellt, ist der Hund ein Mischling. Wenn nicht bekannt ist, welcher Zuchtverband zuständig sein könnte, natürlich erst recht.

Es gibt die Vermutung, dass Mischlingshunde gesünder, irgendwie besser wären als Rassehunde. Belegt ist das nicht. Jedenfalls kommen sie zunehmend in Mode.

Je perfekter die Hunde den jeweiligen Rassebeschreibungen entsprechen, umso kränker, umso verhaltensgestörter scheinen sie zu werden. Der Zenit der Perfektion scheint überschritten.

Mischlingshunde scheinen entgegen diesem Trend gesünder und fitter zu sein. Die Inzucht wird jedenfalls beendet, wenn die Elterntiere verschiedenen Rassen angehören.

Mischlingshunde, die lange Zeit als irgendwie zweitklassig verschrien waren, kommen also zunehmend in Mode. Und mit dieser Mode kommt ein neuer Trend auf, die „Zucht“ der Hybridhunde.

Hybridhunde

Als Hybridhunde bezeichnet man Hunde, deren Elterntiere definierten Hunderassen angehören. Allerdings zwei verschiedenen Rassen.

So ist ein Labradoodle eine Mischung aus Labrador Retriever und Pudel.

Ein Goldendoodle ist eine Mischung aus Golden Retriever und Pudel.

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Es gibt noch mehr Hybridhunde. Sehr oft ist ein Elternteil ein Pudel. Da Pudel weniger haaren als andere Hunde, sollen auch die Hybriden weniger Haare verlieren. Das soll es auch Allergikern ermöglichen, einen Hund zu halten.

Hybridhunde sind keine Rassehunde. Sie werden auch nicht auf die Liste der vorläufigen Hunderassen kommen. Das ist per Definition ausgeschlossen.

Denn aus der Verpaarung der Hybridhunde entsteht dann etwas Unvorhersehbares, eine große Variation. Das folgt aus den Mendelschen Regeln der Vererbung.

Man kann also ziemlich sicher sein, dass aus der Verpaarung von Labrador Retriever und Pudel ein oder mehrere Labradoodle entstehen.

Aber aus der Verpaarung von zwei Labradoodlen entsteht etwas, von dem niemand vorhersehen kann, was es wird. Es werden Hunde, das steht fest. Aber was für Hunde, das weiß niemand.

Deshalb wird der Labradoodle, genau wie die anderen Hybridhunde, niemals eine Hunderasse sein.

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Beitragsbild:absolutimages/Shutterstock