Die ersten drei Wochen ihres Lebens haben die Welpen zum großen Teil verschlafen. Jetzt werden sie zunehmend wacher und aktiver. Sie schlafen weniger und ihre Fortbewegung wird schneller und sicherer. Sie spielen ausdauernd miteinander, und üben dabei immer mehr ihre Körper zu beherrschen. Auch der Bewegungsradius wird immer größer, immer öfter verlassen sie ihr Nest oder ihre Wurfkiste.
Da die Erfahrungen, die die Welpen in dieser Zeit machen, ihr Verhalten und ihren Charakter für das ganze Leben prägen, wird diese Zeit auch Prägungsphase genannt. Ein Hund, der diese Zeit ohne Anregungen im Zwinger verbringt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit später verhaltensauffällig sein.
Die Welpen müssen weiterhin alle zwei Wochen entwurmt werden. Zwischen der sechsten und der achten Woche werden sie das erste Mal geimpft. Dabei kontrolliert der Tierarzt auch, ob alle gesund sind.
Milchzähne und Entwöhnung
Die Milchzähne wachsen jetzt schnell, es sind kleine, sehr spitze Zähnchen, mit denen die Welpen alles Mögliche anknabbern und auf „lebendig oder nicht“ testen. Mit etwa acht Wochen wird das Milchgebiss vollständig sein.
Die Entwöhnung von der Muttermilch beginnt schrittweise bereits in der vierten oder fünften Woche. Die Hündin produziert jetzt weniger Milch, es reicht nicht mehr aus, um alle Welpen vollständig mit Milch zu ernähren. Außerdem reagiert sie zunehmend unfreundlich mit Knurren auf spitze Zähnchen an ihren Zitzen.
Zum Ausgleich würgt die Hündin in dieser Phase vorverdauten Nahrungsbrei hoch und füttert die Welpen damit. Die Welpen lernen schnell, dass sie die Mutter durch Anstupsen mit der Nase an der Seite der Schnauze zum Hochwürgen animieren können. Am Ende der siebten bis achten Lebenswoche sind die Welpen normalerweise vollständig von der Muttermilch entwöhnt.
Bei dem immer noch stattfindenden Säugen liegt die Hündin nun nicht mehr am Boden, sondern sie sitzt oder steht. Auch die Welpen finden andere Körperhaltungen beim Trinken. Alles verändert sich in dem Maße, in dem die Welpen wachsen und zunehmend die Kontrolle über ihren Körper übernehmen.
Immer öfter probieren sie auch vom Futter der Mutter oder anderer erwachsener Hunde. Man kann Brei oder spezielle Welpennahrung zufüttern, der sofort das Interesse der Welpen findet.
Dadurch wird die Hündin entlastet. Für die Entwicklung des Sozialverhaltens der Welpen ist es wahrscheinlich besser, das Fressen des von der Mutter produzierten Futters zumindest teilweise zuzulassen.
Wahrnehmung und Erkundung der Umwelt
Die Welpen können jetzt perfekt sehen, hören und riechen. Das gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Umwelt mit allen Sinnen zu entdecken. Und so interessieren sie sich nun für alles, was in ihrer Umgebung vor sich geht. Sie verfolgen jede Bewegung mit den Augen, nehmen alle Gerüche in sich auf und versuchen jedes Geräusch zu lokalisieren und zu verstehen.
Alle Gegenstände werden genau untersucht und es wird getestet, ob sie lebendig sind (Was beim Reinbeißen schreit, ist lebendig). Sie registrieren genau die Reaktionen ihrer Umwelt auf ihr Verhalten und lernen dadurch schon die ersten Regeln für soziales Verhalten. Es ist wichtig, dass Welpen in dieser Zeit möglichst vielfältige Erfahrungen machen, um für ein Leben unter unterschiedlichen Bedingungen gerüstet zu sein. Dazu gehören Erfahrungen mit den verschiedensten Gegenständen, die es in Haus und Garten gibt, mit den Geräuschen von Haushaltsgeräten, mit Menschen, Hunden und anderen Tieren. Auch Mitfahren im Auto kann jetzt schon für kurze Strecken geübt werden. Das Ziel sollte dabei nicht nur der Tierarzt sein, damit die Kleinen lernen, mit dem Auto fahren angenehme Erfahrungen zu verbinden.
Zeitgleich vergrößert sich der Bewegungsradius der Welpen, wenn die Mutter die Wurfkiste verlässt, dann folgen sie ihr. Sie erkunden aktiv ihre Umgebung, stecken ihre Nase in alles und untersuchen jeden Winkel. Dabei wirken sie noch tapsig und ungeschickt. Durch ausdauerndes Spielen und Toben miteinander üben sie alle Bewegungen ein, die ein Hund machen kann. Sie lernen, perfekt ihre Körper zu beherrschen.
Die Erfahrungen, die die Welpen in dieser Zeit machen, prägen sie für ihr ganzes Leben, ein Mangel an Erfahrungen in dieser Zeit ist nicht nachzuholen. Der Züchter oder Besitzer hat also in dieser Zeit viel zu tun. Möglichst viele verschiedene Menschen müssen sich mit den Welpen beschäftigen und den Welpen Gelegenheit geben, sie genau zu untersuchen. Auch Erfahrungen mit anderen Tieren wie zum Beispiel Katzen, Pferden und anderen Haustieren sind wichtig. Auch die Umgebung, in der die Welpen sich aufhalten, muss vielseitig und interessant sein, es muss viel zu untersuchen geben.
Sozialverhalten
Zunehmend üben die Welpen jetzt auch soziale Verhaltensweisen wie Wedeln mit der Rute, Fell sträuben, Ohren anlegen, Zähne zeigen und vieles mehr. Sie üben das Verhalten und lernen die Reaktionen der Wurfgeschwister, der Mutter, anderer Hunde und anderer Menschen und Tiere auf ihr Verhalten.
Im Rudel tritt jetzt auch der Vater der Welpen zunehmend in Erscheinung und beteiligt sich an der Erziehung, indem er mit den Welpen spielt. Im Spiel mit dem großen Rüden lernen die Welpen Unterwerfung und Unterordnung, aber auch viele andere soziale Verhaltensweisen. Wenn der Rüde nicht da ist, muss der Mensch für Ersatz sorgen. Andere erwachsene Hunde können die Rolle übernehmen. Für die Sozialisation der Welpen ist es günstig, wenn Teile dieser Erziehung auch von Menschen übernommen werden, damit die Welpen lernen, auch Menschen als Angehörige ihres Rudels anzusehen.
Dieser Zeitraum in der Entwicklung der Welpen wird auch als Prägephase bezeichnet, weil die Welpen in ihrem Verhalten auf bestimmte Dinge, Personen und Verhaltensweisen geprägt werden. Dies geschieht in einer Weise, die im späteren Leben nicht wieder rückgängig zu machen ist. Wenn der Hund später den Menschen gegenüber aufgeschlossen sein soll, dann muss er in dieser Phase positive Erfahrungen mit möglichst vielen verschiedenen Menschen gemacht haben.
Hier geht es zur Fortsetzung, Teil 3 der Übersicht über die Welpenentwicklung ab der achten Woche.
Dies ist Teil zwei der Darstellung der Welpenentwicklung. In Teil eins der Entwicklung der Welpen wird die Zeit von der Geburt bis zur dritten Lebenswoche der Welpen beschrieben. In Teil 3 geht es um die Zeit ab der achten Lebenswoche, also nach der Trennung von Mutterhündin und Wurfgeschwistern.