Hund mit Bernsteinkette - hoffentlich ohne Flöhe und Zecken
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6 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Es ist immer sinnvoll, Hunde vorbeugend vor Zecken zu schützen. Die beim Tierarzt oder in der Apotheke erhältlichen Mittel werden aber von vielen Hundehaltern mit Skepsis betrachtet. Nicht so sehr wegen mangelnder Wirksamkeit, die ja durchaus gegeben ist, sondern eher wegen vermuteter Nebenwirkungen. Dieser Verdacht ist natürlich nicht so einfach von der Hand zu weisen, beruht die Wirkung der Mittel doch im Allgemeinen auf Insektiziden, also auf Substanzen, die zumindest für Insekten und Spinnentiere giftig sind. In hoher Dosierung oder bei ständiger Anwendung sind sie auch für Säugetiere, also auch für Hunde und Menschen, nicht unbedenklich, das steht fest. Es ist ganz sicher kein Zufall, dass diese Mittel zwar für Hunde und Katzen, nicht jedoch für Menschen zúgelassen sind.

Bei der Suche nach Alternativen stößt man unter anderem auf Bernsteinketten, die vorbeugend gegen Zecken, je nach Anbieter auch gegen Flöhe, wirken sollen. Sicher ist, dass das Tragen einer Bernsteinkette eher nebenwirkungsfrei sein sollte. Bernstein ist nicht giftig, nicht gesundheitsschädlich, das steht fest. Jedenfalls bei äußerlicher Anwendung. Es besteht höchstens das Risiko, dass die Kette reisst, dass der Hund die nicht ganz billige Kette verliert oder mit einem Knochen verwechselt. Manchmal führt der Bernstein dazu, dass sich das Hundefell elektrostatisch auflädt, was dem Hund vielleicht nicht immer gefällt.

Bernsteinketten für Hunde sind seit einiger Zeit modern, und sie schmücken den Hund, da besteht kein Zweifel. Es gibt sehr unterschiedliche Modelle, im Grunde ist jedes ein Unikat, da naturbelassener Bernstein verwendet wird. Viele sind künstlerisch wertvoll. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass sie auch gegen Zecken wirken.

Wirkungsweise der Bernsteinkette

Bernstein ist garkein Stein, sondern ein fossiles Harz. Obwohl Bernstein also in jedem Fall sehr alt ist, verströmt er immer noch einen leichten Geruch nach ätherischen Ölen. An diesem Geruch kann man echten Bernstein erkennen. Das ist ein wichtiges Merkmal, da sich die Steine im Aussehen erheblich unterscheiden können. Der Geruch dieser ätherischen Öle wirkt abstoßend auf Zecken, wie einige andere ätherische Öle auch. Wie bei allen anderen Mitteln, die auf der Veränderung oder Überdeckung des Körpergeruchs des Hundes basieren, wird dadurch eine, wenn auch geringe Wirkung gegen Zecken ausgelöst. Dass diese Wirkung nur gering ist, wird auch von den Herstellern und Verkäufern zugegeben, denn sie betonen immer wieder, dass nur naturbelassener, also ungeschliffener Bernstein, gegen Zecken wirkt. Am Geruch oder am Gehalt an ätherischen Ölen ändert das Schleifen aber nichts.

Wichtiger für die zeckenabweisende Wirkung scheint die elektrostatische Aufladung des Bernsteins zu sein. Diese ist also ein gewünschter Effekt und keine Nebenwirkung. Ob das dem Hund gefällt, sei dahingestellt. Bernstein hat einen hohen elektrischen Widerstand und lädt sich deshalb durch Reibung leicht negativ auf. Das Material, an dem er sich reibt, also das Hundefell, erhält dadurch eine positive elektrische Ladung. Positive elektrische Ladungen stoßen (kleine) Gegenstände, also mit etwas Glück auch Flöhe und Zecken, ab. Je kleiner die abzustoßenden Partikel, umso besser wirkt dieser abstoßende Effekt. Die Wirkung gegen Staub ist sehr gut, Zecken sind leider deutlich größer als Staubkörner. Vermutlich erhalten die Zecken auch einen leichten Stromschlag, werden also wohl einen Moment lang betäubt sein. Das kann reichen, damit sie von selbst wieder abfallen, ohne sich festzubeissen.

Für die Vermutung, dass es eher die elektrostatische Aufladung als der Geruch der ätherischen Öle ist, die die zeckenabweisende Wirkung bedingt, spricht auch die Beobachtung einiger Hundehalter, dass ihre Hunde genau an solchen Tagen von Zecken gebissen wurden, an denen die Kette nicht getragen wurde. Denn die ätherischen Öle verbreiten sich zwar langsam über das Fell, brauchen aber entsprechend auch länger, bis sie wieder daraus verschwinden. Während die elektrostatische Aufladung immer im Moment erzeugt wird und durch Bewegung aufrecht erhalten werden muss.

Wirksamkeit gegen Zecken

Aus den Eigenschaften des Bernsteins kann man die Vermutung ableiten, dass er wahrscheinlich gegen Zecken wirken wird. Ob die Wirkung stark genug ist, kann daraus noch nicht abgeleitet werden.

Da inzwischen recht viele Hundebesitzer ihre Tiere mit Bernsteinketten ausgerüstet haben, kann man deren Urteil als Indiz für die Wirksamkeit ansehen. Die meisten sagen, dass der Bernstein wirkt, wenn auch viele zugeben, dass die Wirkung nicht hundertprozentig ist. Wie an anderer Stelle ausführlicher dargelegt, kann man aus solchen Urteilen keinen Beweis für die Wirksamkeit des Bernsteins ableiten. Auch wenn jemand, der von der Wirksamkeit überzeugt ist, schätzt, dass die Wirkung in 95 % der Fälle eintritt, beweist das nur die Überzeugung des Sprechers, sonst nichts.

Bedenken muss man auch, dass die Hundehalter, die vom Bernstein überzeugt sind, meistens Stadtbewohner sind, dass deren Hunde also im Allgemeinen nur wenigen Zecken ausgesetzt sind. Auf dem Land, wo es oft mehr Zecken gibt, ist die Begeisterung für die Bernsteinketten deutlich geringer.

Aus den Eigenschaften des Bernsteins folgt ziemlich sicher eine zeckenabweisende Wirkung. Ob diese Wirkung groß genug ist, um den Hund tatsächlich zeckenfrei zu halten, hängt sehr stark von den Eigenschaften des Hundes und von der Umgebung, in der er sich bewegt, ab. Dass selbst die Anbieter Zweifel haben, kann man auch daran erkennen, dass sie immer wieder betonen, dass nur ungeschliffener Bernstein die zeckenabweisende Wirkung hat. Die elektrostatischen Eigenschaften sind aber Eigenschaften des Materials Bernstein, egal ob geschliffen oder ungeschliffen. Aber natürlich kann ein ungeschliffener Bernstein mit rauer Oberfläche mehr Reibung erzeugen als ein glatter Stein. Trotzdem darf vermutet werden, dass die Wirkung auch von der Größe des Hundes, und von der Anzahl der Steine, in Relation zu dieser Größe, abhängt. Große Hunde brauchen mehr Bernsteine. Von Flohhalsbändern ist zum Beispiel bekannt, dass viele bei großen Hunden oft nur die vordere Hundehälfte schützen. Auch Bernsteinhalsbänder werden eben nur um den Hals getragen, sind also unter Umständen recht weit weg vom hinteren Hundeende.

Vermutlich haben auch die Eigenschaften des Fells einen Einfluss auf die Wirksamkeit. So wird ein langes, wallendes Fell, dass sich bei jeder Bewegung des Hundes mitbewegt, mehr Reibung und damit eine stärkere elektrostatische Aufladung erzeugen als ein kurzes oder rauhaariges Fell.

Bedenken sollte man auch, dass Bernstein die Zecken nur vertreiben kann, sie werden nicht getötet. Man kann davon ausgehen, dass sie sich einen neuen Wirt suchen werden, denn Zecken haben viel Zeit.

Die Wirkung beruht auf elektrostatischer Aufladung, also auf Reibung, die durch Bewegung erzeugt wird. Höchstwahrscheinlich ist ein Hund mit Bernsteinkette, der in der Wiese ein Nickerchen macht, nicht geschützt.

Kostengünstigere Alternativen

Da die Wirkung des Bernsteins auf der elektrostatischen Aufladung zu beruhen scheint, jedoch das Problem gegeben ist, dass diese Aufladung nicht in jedem Fall hoch genug zu sein scheint, kann man diesen Effekt auch mit anderen Mitteln hervorrufen. Wenn man das Hundefell mit einem Gegenstand aus Kunststoff reibt oder auch nur überstreicht, entsteht der gleiche elektrostatische Effekt, oft sogar sehr viel stärker ausgeprägt. Alle möglichen Gegenstände sind dafür geeignet, zum Beispiel Handschuhe aus Polyester, Puppen-Haarbürsten aus Plastik, einfache Staubtücher, undsoweiter. Man kann sich im Haushalt umgucken, was die entsprechende Wirkung hervorruft.

Improvisierte Mittel dieser Art sind kostengünstig oder kostenlos, und man braucht sie nur bei Bedarf anzuwenden. Die Anwendung geht schnell und einfach, kann jederzeit wiederholt werden.

Bewertung

Bernstein scheint zumindest im Prinzip gegen Zecken zu wirken. Man sollte sich aber darüber klar sein, dass diese Wirkung nicht hundertprozentig sein kann, dass sie wohl auch von Hund zu Hund sehr unterschiedlich ausfällt. Gleichzeitig lässt sich diese Wirkung auch auf andere Weise, sehr viel kostengünstiger, erzeugen. Natürlich bleibt der Effekt, bei einem Trend dabei zu sein, schließlich haben Leute die etwas auf sich halten, zur Zeit Bernsteinketten für ihre Hunde. Wer mit einer kleinen Plastikhaarbürste das Fell seines Hundes elektrostatisch auflädt, gehört da natürlich nicht dazu. Es steht zu erwarten, dass sich mit dem Wechsel der Mode auch die Bewertung der Bernsteinketten als Zeckenabwehr verändern wird. Der subjektive Eindruck der Wirksamkeit ist stark von der Überzeugung, auch von der Überzeugung anderer, abhängig.

Bernstein kann Zecken vertreiben, er kann sie nicht töten. Es gibt Gründe, weshalb es besser ist, Zecken zu töten, zum Beispiel die Tatsache, dass sie eben auch Menschen befallen und sehr unangenehme Krankheiten übertragen können. Aber das ist Ansichtssache. Ob es eher Tierschutz ist, die Zecken leben zu lassen, oder die Hunde und anderen Tiere, inklusive Menschen, vor einer weiteren Zeckenvermehrung und damit vor gefährlichen Krankheiten zu schützen.

Zeckenmittel, die nicht hundertprozentig wirken, machen viel Arbeit. Genau wie bei einem ungeschützten Hund muss man nach jedem Spaziergang das Fell absuchen, ob nicht doch Zecken da sind. Man braucht also auch unbedingt eine Zeckenzange, griffbereit, und man sollte mit ihr umgehen können.

Darüber hinaus sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man nicht alle Zecken finden wird. Je nach Zeckendruck, also je nachdem, wieviele Zecken der Hund auf seinen Spaziergängen trifft, werden also im Laufe der Zeit etliche auf dem Hund verbleiben. Man muss das Risiko, dass der Hund irgendwann doch krank wird, mit den Vorteilen abwägen. Das Ergebnis wird nicht in jedem Fall gleich ausfallen.

Wer sich mit seinem Hund sowieso nur an Orten bewegt, an denen es wenig Zecken gibt, der kann mit einer Bernsteinkette gut beraten sein. Wer dagegen in einem Gebiet mit vielen Zecken glaubt, sich aussschließlich auf die Bernsteinkette verlassen zu können, macht unter Umständen einen Fehler, der für den Hund sehr unangenehm und für seinen Besitzer sehr teuer ausfallen kann.

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Beitragsbild:Paulius Gailiunas/Shutterstock