Kämpfende oder gegenseitig drohende Wölfe
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4 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Hunde sind Rudeltiere. Im Rudel herrscht eine strenge Hierarchie. Auch in seinem menschlichen Rudel, seiner Familie, sucht der Hund nach dieser Hierarchie. Insbesondere will er unbedingt wissen, wer das Sagen im Rudel hat. Wenn niemand sonst die Rolle des Rudelführers übernimmt, dann macht das der Hund, was Stress für Hund und Mensch bedeutet und unter Umständen auch gefährlich sein kann.

Für ein angenehmes Zusammenleben von Mensch und Hund ist es also unbedingt erforderlich, dass der Mensch die Rolle des Rudelführers übernimmt. Hunde leben nicht in gleichberechtigten Beziehungen, wer danach strebt, sollte es nicht mit einem Hund versuchen. Dieser Versuch, den Hund zu vermenschlichen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil er nicht der Natur des Hundes entspricht. Ein Hund wird sich immer mit einem starken Rudelführer wohler fühlen als mit einem schwachen, zaghaften. Er hat dann eher das Gefühl, sich auf sein Rudel verlassen zu können.

Rangordnung und Hundeerziehung

Ein starker Rudelführer zu sein hat nichts mit Gewaltanwendung oder mit Willkür zu tun. Es bedeutet einfach, dass man klare Regeln vorgibt und auf der Einhaltung dieser Regeln besteht. Der Hund weiß dann immer, woran er ist und kann sich auf seinen Menschen verlassen. Auch wird der Hund immer danach streben, es seinem Menschen recht zu machen, wodurch die Erziehung des Hundes einfach wird. Die Unterordnung des Hundes unter den Menschen ist also etwas völlig natürliches, was für die Erziehung des Hundes und für das Zusammenleben absolut notwendig ist und auch vom Hund als natürlich und angenehm angesehen wird.

Wer ist ein guter Rudelführer?

Damit man von seinem Hund als Rudelführer akzeptiert wird, muss man einige Verhaltensmaßregeln beachten. Am wichtigsten ist ein selbstbewusstes, selbstsicheres Auftreten. Wer natürliche Autorität ausstrahlt, wird von vielen Hunden schon alleine deshalb als Rudelführer anerkannt. Zaghafte, selbstunsichere Menschen haben es da schwerer, aber auch sie können durch die richtigen Verhaltensweisen die Rangordnung in ihrem „Rudel“ bestimmen. Die Erfolge im Umgang mit dem Hund steigern dann letzten Endes auch das Selbstbewusstsein, sodass es im Laufe der Zeit einfacher wird. Wer von sich weiß, dass er eher nicht so selbstsicher ist, sollte schon bei der Auswahl des Hundes besser darauf achten, dass er kein Tier bekommt, das ein hohes „Alpha-Potential“ hat. Der Welpe, der alle seine Wurfgeschwister dominiert, ist also nur für wirklich selbstsichere Menschen mit Hundeerfahrung geeignet.

Wie wird man Rudelführer?

Um Dominanzprobleme mit seinem Hund zu vermeiden, sollte man sich wie ein Rudelführer, also dominant verhalten. Das fängt am ersten Tag an. Schon der Welpe muss lernen, dass nicht alles nach seinem Kopf geht, auch wenn es noch so putzig und niedlich wirkt.

Der Rudelführer stellt die Regeln des Zusammenlebens auf, die dann immer für alle gelten. Man sollte darauf achten, dass das auch tatsächlich immer der Fall ist, unabhängig davon, ob man gerade gut oder schlecht gelaunt ist, ob man gerade viel oder wenig Zeit hat.

Der Hund darf niemals ins Bett oder aufs Sofa. Diese erhöhten Plätze sind für die ranghohen Rudelmitglieder reserviert. Man kann die Liste dieser Plätze auch ohne Probleme verlängern. Wichtig ist nur, dass diese Regeln absolut immer gelten, auch dann, wenn man gerade gerne mit dem Hund schmusen möchte. Wer diese Regeln nur dann durchsetzt, wenn der Hund gerade nass und dreckig ist, verhält sich nicht konsequent. Der Hund wird das als Willkür interpretieren.

Auf Spaziergängen bestimmt immer der Ranghöhere, wo es lang geht und mit welcher Geschwindigkeit gegangen oder gelaufen wird. Das gilt auch für das Gehen bei Fuß. Der Hund muss sich immer nach seinem Menschen richten, niemals umgekehrt. Der Ranghöhere läuft dem Rangniederen niemals nach, sondern wartet, bis der kommt. Situationen, in denen man seinem Hund nachlaufen muss, müssen also unbedingt vermieden werden, entweder durch eine Leine oder durch bessere Erziehung. Für alte und kranke Hunde kann es natürlich Ausnahmen geben, es geht ja nicht darum, den Hund zu quälen.

Wenn der Hund eine Aufgabe bewältigt oder ein Kommando befolgt, muss er belohnt und gelobt werden. Er muss merken, wenn sein Mensch zufrieden mit ihm ist. Umgekehrt darf der Hund nur dann Belohnungen bekommen, wenn er vorher eine Aufgabe ausgeführt hat. Auf keinen Fall darf man seinem Hund ein Leckerli oder auch nur eine Liebkosung geben, weil er darum bettelt. Wenn sein Betteln erfolgreich ist, dann lernt der Hund, dass er bestimmen kann, was wann geschieht. Bestrafungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden, mit Belohnungen an der richtigen Stelle erreicht man mehr.

Man sollte jeden Tag Unterordnungsübungen wie Sitz, Platz, Bleib mit dem Hund machen. Diese Kommandos sind ohnehin Teil des normalen Alltags. Es ist von Vorteil, diese Übungen auszudehnen. Obedience, also Gehorsam oder Unterordnung, ist eine Sportart, die Hunden Spaß macht und die eine eindeutige Rangordnung voraussetzt und fördert. Vor allem Hunde, denen es eher schwerfällt, sich unterzuordnen, profitieren von Obedience und vergleichbaren Sportarten und Übungen.

Man sollte seinem Hund gelegentlich sein Futter, seinen Knochen oder sein Spielzeug wegnehmen, ohne dass er knurrt oder sich wehrt. Wenn das nicht möglich ist, muss man es unbedingt üben, der Rudelführer darf sich immer und überall bedienen. Man sollte ihm die Sachen aber wieder zurückgeben.

Man sollte den Hund erst füttern, nachdem alle Menschen gegessen haben. Während der Mahlzeit darf der Hund nicht betteln und er darf auch nichts vom Tisch bekommen. Im Hunde- oder Wolfsrudel ist das auch so. Zuerst fressen sich die Ranghöheren satt, die Rangniederen bekommen das, was übrig bleibt.

Konsequenz und Rangordnung

Wer sich konsequent wie ein Rudelführer verhält, wird von seinem Hund auch als solcher anerkannt werden. Wenn die Rangordnung in dieser Weise gefestigt ist und der Hund ganz sicher weiß, wie die Dinge liegen, dann kann man sich auch gelegentliche Abweichungen von den Regeln erlauben. Dabei gilt dann aber, dass man dem Hund explizit gestattet, das eine oder andere zu tun oder zu unterlassen, auf Betteln oder Forderungen des Hundes sollte man niemals reagieren.

Damit alle Familienmitglieder vom Hund als ranghöher anerkannt werden, sollten sich auch alle so verhalten. Wenn nur ein Familienmitglied als ranghöher angesehen wird, dann kann es zu ernsten Schwierigkeiten kommen, sobald dieser eine Mensch mal nicht da ist. Aus dem sonst so folgsamen Hund kann dann ganz plötzlich eine zähnefletschende Bestie werden. Es ist also wichtig, dass in der gesamten Familie Einigkeit über den Umgang mit dem Hund herrscht.

Der Hund als Rudelführer?

Es gibt eine ganze Reihe von Anzeichen, wenn mit der Rangordnung im Familienrudel etwas nicht stimmt: Der Hund liegt auf dem Sofa und knurrt, wenn man ihn von dort vertreiben möchte. Er lässt nicht zu, dass man ihm Zecken entfernt, ins Maul schaut oder ihm sein Fressen oder ein Spielzeug wegnimmt. Er fordert Zuwendung, Spielen und Fressen ein, statt zu warten, dass man es ihm gibt.

Das kann und sollte man ändern.

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Beitragsbild:AdaCo/Shutterstock