Verhaltensweisen: der Hund leckt seinen Menschen

Hund leckt die Hand seines Menschen, zeigt Zuneigung
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3 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Lecken ist eine der häufigsten Verhaltensweisen des Hundes. Lecken dient der Nahrungsaufnahme, der Körperpflege und der sozialen Kommunikation. Oft werden mehrere Ziele gleichzeitig damit verfolgt. Menschen reagieren oft mit Unverständnis oder Abscheu, wenn ihre Hunde ihnen oder ihren Kindern Hände oder Gesicht ablecken. Um diese Verhaltensweise zu verstehen ist es sinnvoll, sich das Verhalten von Mutterhündin und Welpen in der Zeit nach der Geburt zu betrachten.

Lecken in der Beziehung zwischen Mutterhündin und Welpen

Es beginnt sofort nach der Geburt. Die Mutterhündin leckt jedes ihrer Welpen direkt nach der Geburt ausführlich trocken. Diese Körperpflege ist sicherlich notwendig, aber sie dient eben auch der Beziehung zwischen Mutter und Welpe. Durch die intensive Beschäftigung macht sich die Mutterhündin mit den jeweiligen Eigenheiten jedes einzelnen Welpen, wie seinem charakteristischen Geruch, auf das genaueste vertraut.

Nach jeder Mahlzeit werden die Welpen ebenfalls von der Mutterhündin abgeleckt, um die Verdauung in Gang zu setzen. Auch dieses Verhalten dient nicht nur der Verdauungsförderung und der Körperpflege, sondern auch der Beziehungspflege.

Einige Wochen später, wenn die Welpen nicht mehr so oft gesäugt werden aber doch noch nicht in der Lage sind, direkt von einem Beutetier zu fressen, animieren sie ihre Mutter oder in der Natur auch andere erwachsene Rudelmitglieder zum Hochwürgen von vorverdauter Nahrung. Zu diesem Zweck stupsen sie die erwachsenen Tiere an der Seite der Schnauze an oder sie lecken die Schnauzen der erwachsenen Hunde ab. Die hochgewürgte vorverdaute Nahrung lecken die Welpen dann von der Schnauze des erwachsenen Hundes ab. Das Lecken dient hier also der Nahrungsaufnahme, wird aber auch als Zeichen der Zuneigung und Unterwürfigkeit interpretiert. Der Welpe zeigt sein Vertrauen in die Überlegenheit und Fürsorge des erwachsenen Hundes.

Unter Hunden dient das Ablecken also ganz selbstverständlich dem Ausdruck von Zuneigung, Unterwürfigkeit, Vertrauen und der Bitte um Fürsorge. Dieses Verhalten wird auch von erwachsenen Hunden so eingesetzt und auch so verstanden. Deshalb verstehen Hunde zum Beispiel das Streicheln als soziale Fellpflege und damit als Ausdruck von Zuneigung. Umgekehrt möchten sie aber auch ihre Zuneigung zum Ausdruck bringen.

Exkurs: Ernährung von Welpen und Säuglingen

Hunde und Wölfe ernähren ihre Welpen in der Übergangszeit zwischen Gesäugt werden und selbstständigem Jagen durch vorverdaute, wieder hochgewürgte Nahrung. Uns Menschen erscheint dieses Verhalten als nicht besonders appetitlich, bei Haushunden wird entsprechend häufig versucht, es zu unterbinden. Dabei sollten wir bedenken, dass auch die Menschen in der Zeit vor der Erfindung der Babygläschen ihre nicht-mehr-Säuglinge auf sehr ähnliche Weise ernährt haben. Gründlich vorgekaute Nahrung wurde in direktem Mund-zu-Mund-Kontakt von der Mutter an das Kleinkind übergeben. Auch wenn das heute nicht mehr üblich ist, das aus dieser Art des Kontaktes hervorgegangene Küssen wird immer noch als Ausdruck von Zuneigung und Liebe verstanden. Bei den Hunden ist es mit dem Ablecken genauso.

Lecken in der Beziehung zwischen Hund und Mensch

Ein Hund, der einen Säugling oder ein Kind ableckt, zeigt sicherlich seine Zuneigung und Fürsorge, so wie eine Hundemutter, die ihre Welpen ableckt, um Zuneigung und Fürsorge auszudrücken. Sicherlich würde der Hund „sein“ Kind im Notfall auch verteidigen. Leider sind hygienische Bedenken nicht ganz unberechtigt. Der Hund wird es aber ganz sicher nicht verstehen, wenn man ihm diesen Ausdruck seiner Zuneigung durch strenge Verbote untersagt.

Ein Hund, der seinem Besitzer Hände oder Gesicht ableckt, zeigt damit seine Zuneigung und Unterwürfigkeit. Es ist auch ein Zeichen von Vertrauen, vergleichbar dem Lecken des Welpen in der Beziehung zur Mutterhündin.

Durch Ablecken der Hände versucht der Hund also, die Aufmerksamkeit seines Besitzers auf sich zu ziehen und gleichzeitig seine Zuneigung und Unterwürfigkeit zu zeigen. Er möchte also zum Beispiel darauf aufmerksam machen, dass er Hunger hat, während er gleichzeitig aber weiß, dass er das Futter nicht einfach einfordern kann, weil er eben der rangniedrigere ist.

Beziehungspflege versus Hygiene

Die meisten Menschen haben hygienische Bedenken, wenn der Hund ihnen das Gesicht oder die Hände ableckt. Wenn man bedenkt, was Hunde sonst noch so alles ablecken, sind diese Bedenken sicherlich nicht ganz unberechtigt. Auf der anderen Seite sollte man seinem Hund eine Gelegenheit bieten, seine Zuneigung auszudrücken. Er tut das eben auf eine hundgemäße Weise. Mit strengen Verboten verunsichert man ihn nur. Ihn für seinen Liebesbeweis zu bestrafen, ist sicherlich nicht angemessen. Man kann das Verhalten steuern, indem man ihm die Hände zum Ablecken anbietet. Auf diese Weise lässt er das Gesicht in Ruhe und die Hände können schnell wieder gewaschen werden.

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Beitragsbild:NickBerryPhotography/Shutterstock